Dr. des. Cristina Rita Parau: "Freiheit: Bedeutung, Funktion und Wandel des Leitmotivs in den Werken von Lisa Tetzner und Kurt Kläber“

Vom 18.09. - 30.10.2011 wurde die Ausstellung „Aus unserem Leben in die Freiheit - Lisa Tetzner und Kurt Kläber: Leben und Werk“ in der "Flora" in Gelsenkirchen gezeigt. Die Idee zu dieser Ausstellung war im Vorfeld des Gelsenkirchener MärchenErzählfestivals im Rahmen der Kulturhauptstadt RUHR.2010 entstanden. Vermittelt über die Europäische Märchengesellschaft bot die Großnichte von Lisa Tetzner, Christiane Dornheim-Tetzner, der Stadt Gelsenkirchen Originaldokumente für eine Ausstellung an. Der Kontext ergab sich durch die Betätigung Lisa Tetzners als Märchenerzählerin und -sammlerin. Daraus entwickelten die Historikerin Wiltrud Apfeld und die Aachener Germanistik Dr. des. Cristina Rita Parau eine Ausstellung, die spannende Einblicke in Geschichte, Literatur und Politik des 20. Jahrhunderts gab.
Zu danken war der Gelsenkirchener Stadtbibliothek, dem Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte/Stadtarchiv, dem Fritz-Hüser-Institut Dortmund, weiteren Archiven und Bibliotheken im Ruhrgebiet und vielen deutschen und Schweizer Institutionen (darunter das Bundesarchiv in Berlin, das Deutsche Literaturarchiv Marbach, das Staatsarchiv Aargau, das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien in Zürich, der Sauerländer Verlag). Ein ganz besonderer Dank galt Christiane Dornheim-Tetzner für die intensive Unterstützung, die Überlassung des Nachlasses und die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Überraschende Funde über die Verbindung von Lisa Tetzner und Kurt Kläber ins Ruhrgebiet der 1920er Jahre bereicherten die Ausstellung ebenso wie die vielen Vernetzungen der beiden in den geistesgeschichtlichen Kontext von Kaiserreich über Weimarer Republik, Nationalsozialismus bis in die 1950er Jahre. Die Protagonisten sozial und humanitär engagierter Literatur sind bis heute aktuell: Ihre Romane „Die Kinder aus Nr. 67“ (Lisa Tetzner, 1933-1949), „Die schwarzen Brüder“ (Lisa Tetzner und Kurt Kläber/Held, 1940/41) und „Die rote Zora“ (Kurt Kläber/Held, 1941) erfahren immer noch zahlreiche Neuauflagen, Hörbuchausgaben, Theater-, TV- und Filmadaptionen. Anhand von Bild-Texttafeln, ausgewählten Originaldokumenten, Exponaten aus dem Nachlass, unfangreicher Literaturpräsentation sowie Originaltonaufnahmen wurden die Lebenswege von Lisa Tetzner und Kurt Kläber aufgezeigt.
Das Schriftstellerehepaar Lisa Tetzner (1894-1963) und Kurt Kläber (1897-1959, Pseud. Kurt Held) ist bis heute mit seinen sozialkritischen Kinder- und Jugendbüchern - darunter am bekanntesten „Die rote Zora“ - auf dem Literaturmarkt vertreten. Aktivitäten im Umkreis der Wandervogelbewegung, längere Aufenthalte Anfang der 1920er Jahre im Ruhrgebiet, zahlreiche Kontakte zur linken Arbeiterliteraturszene und politische (Kultur-)Arbeit in Berlin schlugen sich in ihren Werken („Barrikaden an der Ruhr“, 1925; „Hans Urian“ 1931) nieder. Das 1933 zur Emigration gezwungene Paar ließ sich endgültig in Carona (Schweiz) nieder und setzte sich schon in den 1940er Jahren in seinen Jugendbüchern kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinander.