Hatice Akyün

Hatice Akyün wurde 1969 im anatolischen Dorf Akpınar Köyü rund 150 Kilometer südöstlich von Ankara geboren. 1972 zog sie mit ihren Eltern und einer älteren Schwester nach Duisburg, wo ihr Vater, ein Landwirt, begann, als Bergmann zu arbeiten. Sie lernte Deutsch mit Grimms Märchen und sagt von sich, dass ihr „Herz deutsch und ihre Seele türkisch“ sei. Nach der Mittleren Reife machte Akyün eine Ausbildung zur Justizangestellten beim Amtsgericht in Duisburg. Anschließend holte sie ihr Abitur nach. Nach einem Jahr als Au-pair in New York begann sie ein Studium der Betriebswirtschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Zugleich arbeitete sie als freie Journalistin für die Lokalredaktion der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Nach einem Volontariat zog sie im Jahr 2000 nach Berlin und arbeitete als Society-Reporterin für die Zeitschrift Max. Ein Scoop gelang ihr mit dem Skandalinterview, das sie mit der damaligen Ehefrau des Schweizer Botschafters in Berlin, Shawne Fielding Borer, führte. Für ein Fotoshooting setzte diese sich in der Botschaft auf ein Pferd. Das Interview und die Fotos lösten in der Schweiz einen Skandal aus. Im Jahr 2007 brachte Akyün eine Tochter zur Welt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Hamburg lebt sie seit 2009 wieder in Berlin. In den letzten Jahren, vor allem seit der von Thilo Sarrazin entfachten Debatte, meldet sich Akyün auch verstärkt in Sachen Integration zu Wort. 2011 äußerte sie in einem Interview sogar, sie denke daran, in die Türkei auszuwandern. Im Jahre 2009 wurde Akyün mit dem Duisburger Preis für Toleranz und Zivilcourage ausgezeichnet. Die Jury aus Vertretern verschiedener Bereiche des öffentlichen Lebens würdigte das Engagement der Autorin für Toleranz und für die wichtige Bedeutung der Sprache bei der Integration. Am 12. Mai 2009 wurde Akyüns Blog auf westropolis.de „Neulich in der Parallelwelt“ mit 25 anderen Blogs vom Grimme-Institut für den Grimme-Online-Award 2009 nominiert. Innerhalb des VOX-Formats Frauenzimmer (2009) war Akyün drei Wochen lang auch regelmäßig im deutschen Fernsehen zu sehen. Seit 2010 ist sie in der Jury des Franz-Hessel-Preises. Er ist ein deutsch-französischer Literaturpreis, der jährlich verliehen wird. Akyün war 2011 in der Jury des Nachwuchsfilmpreises „First Steps“ in der Kategorie „Dokumentation“, der von der Deutschen Filmgesellschaft jährlich verliehen wird. Bei der Preisverleihung am 23. Juli 2011 hielt sie die Laudatio für den Gewinner. Für das Festivalorchester Deutschland-Türkei des Young Euro Classics übernahm sie 2011 die Patenschaft. Am 9. Dezember 2011 bekam Akyün gemeinsam mit der Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan den Berliner Integrationspreis verliehen. Den Preis vergab die Jury für „ihre herausragenden Beiträge zur aktuellen Debatte um Einwanderung und Integration und ihr Engagement für ein demokratisches Miteinander“. Der Integrationspreis wird jährlich vom Landesbeirat für Integrations- und Migrationsfragen Berlin ausgelobt. 2011 waren Berlinerinnen und Berlin gesucht, die sich, so der Ausschreibungstext, „durch Beiträge und Initiativen in der Öffentlichkeit um die Versachlichung der Debatte zur Einwanderung verdient gemacht und damit der Stigmatisierung von Einwanderergruppen entgegen gewirkt haben.“ Im Herbst 2013 bekam sie den Sonderpreis für Toleranz und Integration der Initiative Hauptstadt Berlin und 2017 den Helmut-Sontag-Preis verliehen. Im Juni 2021 bekam sie den Theodor-Wolff-Preis für Journalismus in der Kategorie „Meinung“ zugesprochen. Die Jury würdigte Akyüns ebenso „klare wie emotional argumentierte Reflexion“ über das Leben als „Vorzeigemigrantin“. Sie problematisiere in dem Text „Raus aus der Manege“ klug am eigenen Beispiel Fragen der Identität und Gleichberechtigung, ohne schnelle Lösungen anzubieten. Werke (kleine Auswahl): Einmal Hans mit scharfer Soße. Goldmann, 2005, Ali zum Dessert. Goldmann, 2008, Ich küss dich, Kismet. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2013, Verfluchte anatolische Bergziegenkacke. Oder wie mein Vater sagen würde: Wenn die Wut kommt, geht der Verstand. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2014 (Quelle: Wikipedia).
www.akyuen.de

Hatice Akyün INTERVIEW
ALEX Berlin