Was ist das Westfälische in der westfälischen Literatur? - Der Schmallenberger Dichterstreit 1956

1956 kam es in Schmallenberg zu einem legendären Dichterstreit unter Schriftstellern und Literaturwissenschaftlern. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hatte eingeladen und ein ein harmonisches Literatengespräch erwartet. Nach dem einleitenden Referat von Prof. Dr. Clemens Heselhaus kam es zu scharfen inhaltlichen Auseinandersetzungen zwischen der älteren Generation von Heimatschriftstellern, die eine traditionalistische bis völkische Literaturauffassung hatten und der jüngeren Generation, die nach der Befreiung vom Faschismus den Anschluss an die literarische Moderne suchte. An dem Dichterstreit nahmen u.a. sieben noch lebende Träger des Westfälischen Literaturpreises sowie Erwin Sylvanus, Friedrich Wilhelm Hymnen, Hans Dieter Schwarze, Paul Schallück und Ernst Meister teil.
Als erstes Projekt der Reihe Tonzeugnisse zur westfälischen Literatur gab der LWL im Jahre 2000 die Dokumentation "Der Schmallenberger Dichterstreit" mit den Originalredebeiträgen und Diskussionen heraus. Prof. Dr. Walter Gödden schreibt: "Die CD-Edition behandelt ein legendäres Schriftstellertreffen im Jahre 1956, bei dem einige der genannten jüngeren Autoren, unter ihnen auch Sylvanus, den Aufstand gegen die damals gefeierten Heimatdichter probten – mit weitreichenden, letztlich segensreichen Folgen, denn eine andere, weltoffene Dichtung setzte sich durch. Der abstrakte Hagener Autor Ernst Meister, später mit den bedeutendsten deutschen Literaturpreisen ausgezeichnet, wurde damals in Schmallenberg entdeckt. Unter maßgeblicher Protektion durch Sylvanus erhielt er 1957 – unter massivem Protest der Heimatfraktion – den Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis als bedeutendsten westfälischen Literaturpreis."
Das Einleitungsreferat von Prof. Dr. Clemens Heselhaus erscheint mit freundlicher Genehmigung der Literaturkommission für Westfalen.